Station 7: Luthe
„Die Wellenbank“
Standort:
Eingangsbereich des NaturErlebnisBades, An der Böhmerke 9, Wunstorf
Beschreibung:
Im Wunstorfer Stadtteil Luthe konnte die Kirchengemeinde als Projektpartnerin gewonnen werden. Hier sollten sich KonfirmandInnen in ihren Vorbereitungsnachmittagen zur Konfirmation mit den Kinderrechten beschäftigen. Wer darüber hinaus Lust auf eine künstlerische Umsetzung seiner Meinung verspürte, war dazu aufgerufen worden, bei den Entwurfsterminen erste Skizzen zu einem möglichen Kunstobjekt zu machen, die auf das Thema verweisen und damit andere Menschen auf die Kinderrechte aufmerksam machen sollen.
Bei den ersten Treffen im Ortsteil Luthe war sofort klar, dass als Standort das NaturErlebnisBad der ideale Ort sein würde. Direkt im Eingangsbereich des Bades sollte die Skulptur aufgestellt werden. Die Wahl des Aufstellungsortes erwies sich in mehrfacher Hinsicht als Gewinn. Das Bad markiert einen zentralen Punkt im Ort. Hier wurde mit viel ehrenamtlichem Engagement ein wichtiger Teil örtlicher Infrastruktur aufrechterhalten . Und nicht nur dies: Gemäß dem Motto »Natürlich baden – Natur erleben« wird bei der Reinigung des Wassers auf Chlor und andere chemische Hilfsmittel verzichtet. In einem NaturErlebnisBad wird die Wasserreinigung und -aufbereitung auf rein natürliche, biologisch-physikalische Art durchgeführt. Auch beim Aufbau des Kunstwerkes waren die Vereinsmitglieder immer hilfreich und stets kooperativ.
Nachdem die Konfirmandinnengruppe von der Diakonin Beate Degener und der Prädikantin Gela Dömland in das Thema Kinderrechte eingeführt worden waren, entwickelten sie also gemeinsam mit dem bildenden Künstler Frank Plorin den Entwurf für die zukünftige Skulptur. Beim neuerlichen Lesen der einzelnen Kinderrechte schienen sich die meisten Paragraphen auf die Situation von Kindern aus Krisengebieten, bedroht durch Armut und Krieg zu beziehen. Elementare Bedürfnisse, die bei uns selbstverständlich sind, werden dort verwehrt, das Recht auf Bildung, das Recht auf Spiel, gar Ernährung können dort nicht durchgesetzt werden. In der Folge aber hielt die Gruppe bei Artikel 24, Absatz 2c und 2e inne, die besagen:
Die Vertragsstaaten bemühen sich, die volle Verwirklichung dieses Rechts sicherzustellen, und treffen insbesondere geeignete Maßnahmen, um
c) Krankheiten sowie Unter- und Fehlernährung auch im Rahmen der gesundheitlichen Grundversorgung zu bekämpfen, unter anderem durch den Einsatz leicht zugänglicher Technik und durch die Bereitstellung ausreichender vollwertiger Nahrungsmittel und sauberen Trinkwassers, wobei die Gefahren und Risiken der Umweltverschmutzung zu berücksichtigen sind;
e) sicherzustellen, dass allen Teilen der Gesellschaft, insbesondere Eltern und Kindern, Grundkenntnisse über die Gesundheit und Ernährung des Kindes, die Vorteile des Stillens, der Hygiene und die Sauberhaltung der Umwelt sowie die Unfallverhütung vermittelt werden, dass sie Zugang zu der entsprechenden Schulung haben und dass sie bei der Anwendung dieser Grundkenntnisse Unterstützung erhalten;
In einer Zeit, in der der Klimawandel allgegenwärtig besprochen wird und die Vermüllung der Meere Thema ist, sahen die KonfirmandInnen eben die Pflichten der Erwachsenen verletzt, die Übergabe einer intakten und gesunden Umwelt zu ermöglichen.
Es wurde in der Folge gezeichnet, gescribbelt und diskutiert. Bei den Überlegungen nahm auch der Aufstellungsort einen breiten Raum ein. Denn dort hat man sich um die Reinhaltung und die Vermeidung von Chemikalien eingehend Gedanken gemacht. Die EntwerferInnen entschieden, dass vor dem Bad ein wellenförmiges Sitzmöbel entstehen sollte, das zum einen mit einem farbenfrohen Meeres- Mosaik versehen sein soll, zum anderen auf die Vermüllung der Meere verweist. Es wurde der Plan geschmiedet, in die Rückenlehne des Sitzmöbels »Vitrinen« zu integrieren, die mit buntem Plastik
(Abfall) befüllt werden sollen.
Der Entwurf erhielt sowohl beim Vorsitzenden des NaturErlebnisBades, Herrn Gräpel, als auch beim Ortsbürgermeister, Herrn Hoch „grünes Licht“ und so konnte mit der Realisierung begonnen werden. Auf einer mit Stahl armierten Bodenplatte wurde das Sitzmöbel aus Kalksandsteinen gemauert. In die Rückenlehne wurden speziell gestaltete Rahmen als Platzhalter für die späteren „Vitrinen“ integriert, die zum Abschluss mit Panzerglas gefasst, Objekte aus Plastik dauerhaft einfangen sollen.
Nachdem alles verputzt war, konnte mit dem Auftragen des Mosaiks begonnen werden. Da die Konfirmandinnen, die den Entwurf gemacht hatten, am Schuljahresende stark mit Klausuren eingebunden waren, konnten erfreulicherweise andere interessierte Kinder aus Luthe zur Umsetzung gewonnen werden. Es entstanden schöne, einfache Motive, die an die scheinbar intakte Meereswelt erinnern.
Fische, Wale, Krebse, Algen und vieles mehr bevölkern diese Welt. Umso mehr weisen die in den Glasvitirinen eingelassenen Plastikobjekte auf den zweiten Blick auf die real existierende Bedrohung durch uns Menschen hin.
Zum Abschluss wurde das gesamte Objekt verfugt, damit es dauerhaft witterungsbeständig an die Einhaltung der Kinderrechte und deren Bedrohung gemahnt.
Wir danken allen Beteiligten und helfenden Händen für jeden spontanen Einsatz und jede kooperative Hilfe, die wir bei diesem Projekt in Luthe erfahren haben
Frank Plorin und Ulrike Coldewey
Umsetzung:
Evangelische Kirchengemeinde Luthe
Entwurf:
Mia Kamann, Amelie Mispelkamp, Luisa Koch
Ausführung:
Ella, Lotta und Hannes Reuter, Luisa und Ole Köpke, Noah und Jonas Schulte
Pädagogische Begleitung:
Diakonin Beate Degener, Prädikantin: Angela Dömland
Künslerische Leitung:
Frank Plorin Praktikanten: Florian Sieck, Toni Brinkmann
Prozesskoordination:
Kunstschule Wunstorf e.V., Ulrike Coldewey