10.Negenborn
Negenborn: „Ein Smartphone & 10 Steinwürfel“
Als die Ganztagsschule im Schulzentrum Mellendorf im Juli 2012 den Zuschlag bekam, für Negenborn ein Kunstwerk zu den Kinderrechten zu schaffen, war zunächst unklar, wohin die gestalterische Reise geht.
Ein passender Standort konnte schnell gefunden werden – die Bürgerwiese in Negenborn. Dieser Ort mit einem Gemeindehaus und einem Festplatz erwies sich als idealer Ort der Begegnung und damit auch als perfekte Stätte für das Kunstwerk.
Mit dem Slogan „Die Planer, Bauherren & Handwerker seid Ihr!“ fühlten sich zwölf Schülerinnen und Schüler des 8. Jahrgangs angesprochen, sich den Herausforderungen zu stellen, Ideen und Modelle für ein Kinderrechtekunstwerk zu entwickeln. Damit war das geistige und handwerkliche Fundament dieses Unternehmens ebenfalls gefunden.
Warum aber liegt da nun ein so großes Smartphone?
Der pädagogischen Mitarbeiterin Karoline Hamann war es ein besonderes Anliegen, einen lebensweltlichen Bezug zwischen den Jugendlichen und den zehn allgemeingültigen Kinderrechten herzustellen. Für die Schülerinnen und Schüler stellte sich somit die Frage: Welches Kinderrecht berührt uns am meisten, da es uns ganz unmittelbar betrifft?
Schnell einigte man sich auf das fünfte Kinderrecht Das Recht auf freie Meinungsäußerung.
Dieses überaus wichtige Recht sahen die Schülerinnen und Schüler gerade beim Miteinander von Kindern bzw. Jugendlichen und Erwachsenen als oftmals vernachlässigt oder unzureichend an. Denn was bringe einem das Recht auf freie Meinungsäußerung, wenn es von den Erwachsenen nicht beachtet wird? Aus diesem Missverhältnis stellten die Schülerinnen und Schüler die simple Forderung, ernst genommen zu werden. Sie wollen stärker in Entscheidungen integriert werden, sowohl im privaten als auch im schulischen Umfeld.
Generelle Verbote, wie das Einschalten von Handys, halten die Schülerinnen und Schüler im Lebensraum Schule, in dem sie sich teilweise bis zu neun Stunden täglich aufhalten, für nicht richtig. Aus diesem Grund entschieden sich die Jugendlichen für das Smartphone, das symbolisch auf das Recht der freien Meinungsäußerung sowohl im Speziellen als auch im Allgemeinen hinweisen soll.
In der Entwurfsphase wurde die Gruppe von Kwanho Yuh und Michael Zwingmann ergänzt, die die künstlerische Leitung dieses Projekts übernahmen. Gemeinsam entstanden erste Modelle aus Ton, die unter Berücksichtigung des zu verwendenden Materials, dem Thüster Kalkstein, in Form von Würfeln umgesetzt wurden.
Auf diese Weise entstand der Plan, einen Steinblock zu einem überdimensional großen Smartphone werden zu lassen, das mit der Inschrift Die zehn Kinderrechte als Intro des Kunstwerkes dient. Auf zehn Würfeln sind symbolisch die verschiedenen Kinderrechte dargestellt. Übergeordnet verkörpert die verwendete Form, also der Würfel an sich, das vierte Kinderrecht Das Recht auf Spiel und Freizeit.
Dieses Konzept präsentierten die Schülerinnen und Schüler im Oktober 2012 erfolgreich den Vertretern des Negenborner Ortsrates und die Realisierung des Projekts konnte endlich beginnen.
Aufgrund der Dimensionen der Steinblöcke – jeder einzelne ist bis zu einem Kubikmeter groß und bis zu 500 Kilogramm schwer – mussten die elf Blöcke von den Schülerinnen und Schülern im Freien am Campus Wedemark bearbeitet werden. Dies führte leider auch zu einer siebenmonatigen Zwangspause während des Winters. Doch im Mai 2013 war es schließlich soweit. Die Steinblöcke wurden auf die Bürgerwiese in Negenborn gebracht. Am 4. Juni beendeten die Schülerinnen und Schüler ihre Arbeiten, sodass die Künstler Kwanho und Michael die endgültige Anordnung der Steine, die abschließende Fertigstellung sowie die Sicherung des Kunstwerkes vornehmen konnten.
Aufgrund der quadratischen Positionierung der Steinblöcke ist das Kunstwerk nun auch als Sitzgelegenheit nutzbar. Es ist eine Begegnungsstätte geworden, die ihren Platz in einem Ort der Begegnung – der Bürgerwiese – gefunden hat. Das Kunstwerk lädt die Besucher, ob klein, ob groß, ein sich hinzusetzen und sich gegenseitig zuzuhören.